Tourismus Flandern hat die Nachhaltigkeit in seine Vision “Travel to Tomorrow” integriert. Eine wichtige Frage ist, wie eine solche fortschrittliche Vision in die Praxis umgesetzt wird. Wie bereits erwähnt, ist die flämische Vision eng an das Nachhaltigkeitsmodell des “Global Sustainabale Tourisme Council” (GSTC) angelehnt. Dies wird in der Tourismusbranche weithin als Standard angesehen. Das ist also die Grundlage für unseren Vergleich der nachhaltigen Tourismuslabels.
Aufbau des GSTC-Etiketts
- Vier Themen: Nachhaltigkeitsmanagement, lokale Gemeinschaft, Kulturerbe und Umwelt.
- Jedes Thema ist in mehrere Kriterien unterteilt.
- Diese Kriterien werden weiter in messbare Indikatoren unterteilt.
Studie und Vergleich von Etiketten
Wir haben mehrere Etiketten analysiert:
- Vollständigkeit: Die Kriterien und Indikatoren des Labels wurden mit dem GSTC-Standard verglichen.
- Verfahren: Eine kurze Analyse der Verfahren zur Gewinnung der Etiketten.
Geprüfte Etiketten
- Sustonica: Ein neues internationales Label aus Spanien, das sich auf “Kurzzeitvermietungen” wie Ferienhäuser und -wohnungen konzentriert, mit leicht unterschiedlichen Standards für beide Kategorien.
- Grüner Schlüssel Flandern: Teil des globalen Green Key-Labels, angepasst an lokale Gegebenheiten und Gesetze. Es konzentriert sich auf Unterkünfte, Restaurants und Tagungseinrichtungen und ist das am häufigsten verwendete Label in Flandern.
- EU-Umweltzeichen: Ein europäisches Zeichen, das für verschiedene Produkte bekannt ist. In Flandern gibt es relativ wenige Gastronomiebetriebe mit diesem Label.
- Somturismus: Kein Label, sondern ein Ansatz, um Gaststättenbetreiber für nachhaltigen Tourismus zu sensibilisieren und gemeinsam Verbesserungspläne zu erarbeiten.
Vollständigkeitsanalyse
Wir haben ein Mapping zwischen den Indikatoren der einzelnen Labels und denen des GSTC vorgenommen, was ein interessantes Bild ergab.
Ergebnisse
Green Key erreicht mit fast 60 % aller Kriterien und etwa 35 % aller Indikatoren den höchsten Wert bei der Vollständigkeit.
- Somturism nähert sich in Bezug auf die Kriterien dem Grünen Schlüssel an, erreicht aber aufgrund des weniger detaillierten Ansatzes eine niedrigere Punktzahl bei den Indikatoren.
- Sustonica schneidet mit weniger als der Hälfte der Leistung von Green Key bemerkenswert schlecht ab.
Analyse nach Themen
- SomTurism verfolgt den ausgewogensten Ansatz mit besonderem Schwerpunkt auf den lokalen Gemeinschaften.
- Der Grüne Schlüssel und das EU-Umweltzeichen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Verwaltung und die Umwelt, ohne das kulturelle Erbe zu berücksichtigen.
- Sustonics und SomTurism widmen dem Erbe mehr Aufmerksamkeit.
Es ist jedoch zu beachten, dass die GSTC-Kriterien selbst auch eher auf Management und Umwelt ausgerichtet sind. Die Anzahl der Indikatoren für Umwelt, Management, lokale Gemeinschaften und Kulturerbe beträgt 73, 48, 32 bzw. 14.
Die Anzahl der Indikatoren pro Thema gibt dann einen weiteren Einblick:
Auch hier sticht der Grüne Schlüssel hervor. Ihr Detaillierungsgrad, insbesondere in den Bereichen Umwelt und Management, ist wesentlich höher als bei den anderen.
Doch selbst mit ihnen ist es auffällig, dass nur 50 % aller Indikatoren gemessen werden. Oder andersherum betrachtet: Von allen GSTC-Indikatoren über alle Themen hinweg erscheinen 65 % nicht im Grünen Schlüssel, dem umfassendsten Label der oben untersuchten Labels.
Prozess-Analyse
Die 4 verschiedenen Modelle haben ihre Modelle unterschiedlich umgesetzt.
Sustonics:
- Sie verwenden ein Online-Audit-Modell. Es kommt zwar niemand vor Ort, aber durch kalibrierte Formulare und genehmigte Verfahren können sie dennoch eine ordnungsgemäße und reibungslose Zertifizierung erreichen. So können sie reibungslos arbeiten und die Bescheinigungen schnell ausstellen.
- Es gibt keine verbindlichen Kriterien. Sie können bereits ein Zertifikat erhalten, wenn Sie mindestens 20 % der Kriterien erfüllen. Wir haben diesbezüglich ernsthafte Zweifel, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Etikett bereits eine sehr begrenzte Reichweite hat.
- Bei jedem jährlichen Check-up wird jedoch eine Verbesserung erwartet.
SomTurismus:
- Es wird überhaupt kein Zertifikat ausgestellt. Vor allem helfen sie den Beteiligten, sich durch Coaching und Schulungsprogramme zu verbessern. Sie arbeiten daher eher deskriptiv und weniger numerisch.
Grüner Schlüssel:
- Diese Organisation verwendet einen recht umfassenden Kriterienkatalog. Davon sind einige obligatorisch und andere fakultativ. Das eine und das andere hängt auch von der Art des Betriebs ab (Größe, mit oder ohne Personal, Art der Unterkunft). Um ein Zertifikat zu erhalten, müssen Sie alle obligatorischen Kriterien und eine Mindestanzahl der fakultativen Kriterien erfüllen.
- Im ersten Jahr ist eine Erstprüfung und im zweiten Jahr eine Folgeprüfung vorgesehen. Von nun an wird sie alle drei Jahre stattfinden. Auch hier wird mit jeder Prüfung eine Verbesserung erwartet.
EU-Umweltzeichen:
- Dieses Label funktioniert ähnlich wie der Grüne Schlüssel. So auch bei den obligatorischen und fakultativen Kriterien. Der große Unterschied besteht darin, dass es eine erste Prüfung gibt, aber danach wird alles online erledigt.
Hinweis: Keines dieser Labels weist dem Label eine Stufe zu. Es ist also jedes Mal ein Alles-oder-Nichts-Etikett. Führungskräfte, die im Bereich der Nachhaltigkeit an vorderster Front stehen, werden daher seltener wahrgenommen.
Kosten
Der Grüne Schlüssel ist der teuerste, das EU-Umweltzeichen der günstigste für eine langfristige Zertifizierung, und Sustonica hat die niedrigsten Einstiegskosten.
Schlussfolgerung
Green Key ist derzeit das vollständigste Label, weist aber erhebliche Lücken in den Kriterien auf und ist für kleine Unterkünfte relativ teuer. Letzteres scheint einer der Gründe dafür zu sein, dass nur noch so wenige Gastgewerbebetriebe ein solches Etikett führen.
Dies bietet Möglichkeiten für Tourismus Flandern oder andere Organisationen, sich einzubringen und die Nachhaltigkeit im Tourismussektor weiter zu fördern.